Die versuchte Loslösung Ungarns vom Hause Habsburg und die daraus resultierenden Revolutionsmonate sowie die Abdankung Kaiser Ferdinands I führten 1848 zu arg zerütteten Geldverhältnissen.
Das besorgte Volk stürmte die Banken und versuchte Papiergeld in krisensicheres Gold und Silber zu tauschen. Das Resultat war ein gewaltiger Anstieg des Silberpreises und damit einhergehend ein Verschwinden der Silbermünzen aus dem Zahlungsverkehr.

Der Staat versuchte den Kleingeldmangel vorerst durch die Ausgabe von kleinen 1 und 2 Gulden Noten zu beheben. Da es jedoch an den kleinen Kreuzermünzen fehlte um diese zu wechseln, behalf sich das Volk indem es die neuen Banknoten halbierte (30 Kreuzer) bzw. viertelte (15 Kreuzer). Diese Vorgehensweise wurde ab 14.12.1848 von der Nationalbank nachträglich ausdrücklich erlaubt. Allerdings mussten bei der Einlösung alle 4 Viertel vorgelegt werden, was wiederum zu einem Stocken des Geldverkehrs und zum Aufkommen von Tauschhandel führte.

Auch die Ausgabe von 6 Kreuzer Münzen in Silber 1848 und 1849 brachte nicht den erwünschten Erfolg (die Münzen wurden allesamt aufgekauft und exportiert) und so begannen immer mehr Kaufleute zur Selbsthilfe zu greifen und in Eigenregie sogenannte Notgeldscheine als Kleingeldersatz auszugeben. Damit war die Notgeldära eingeleitet.

Die Ära der Notgeldausgaben wird in 2 Perioden unterteilt: Die erste Periode dauerte von 1848 bis 1849, die zweite, weitaus weniger umfangreiche, von 1859 bis 1869 (Initialzündung für die 2te Periode der Notgeldausgaben war der Ausbruch des Krieges mit Italien im April 1859).

3/4 der Ausgaben von 48/49 und knapp die Hälfte der Ausgaben von 59/69 fanden in Böhmen statt, was erklärt, warum dieses Notgeld auch oft als „böhmisches Notgeld“ bezeichnet wird. Da das Notgeld in der Mehrzahl der Fälle in deutschsprachigen Gebieten ausgegeben wurde, ist die auf den Scheinen verwendete Sprache überwiegend Deutsch.

Herstellungsmaterial:

Der Großteil der Scheine wurde auf Papier gedruckt, jedoch existieren auch Exemplare, die aus Metall (Eisen, Messing, Kupfer, Zinn, Blei), Holz, Leder und sogar Glas hergestellt wurden.

Gemeinschaftsausgaben:

Die Fülle verschiedener Notgeldausgaben hatte den Nachteil, dass Scheine einer Ausgabe oft nur in einem Geschäft oder nur in einem Ort gültig waren. Um dieses Problem zu lösen vereinbarten einige Kaufleute die Ausgabe von Gemeinschaftsausgaben. Diese konnten in mehreren Geschäften bzw. mehreren Orten eingelöst werden.

Marktlage für Sammler:

Das böhmische Notgeld wird bereits seit den Tagen seiner Ausgabe gesammelt. Trotz der Vielzahl an Ausgaben war es schon damals schwer eine große Sammlung aufzubauen: Die größte bisher bekannte Sammlung umfasste lt. Keller im Jahre 1854 796 verschiedene Notgeldscheine und wurde bei einer Versteigerung 1894 in mehrere Teile zerrissen.
Abgesehen von einer kleineren Zahl von Noten, die immer wieder vorkommen (Preis ab ca. 15 Euro/Stück) wird der größte Teil der Noten nur gelegentlich im Handel angeboten. Diese selteneren Scheine werden ab 60 bis 70 Euro bis zu mehreren Hundert Euro gehandelt. Der Erhaltungsgrad spielt bei diesen selteneren Stücken eine untergeordnete Rolle.