Inflationsgulden (1796-1816)

Der Krieg gegen die Türken (1788) und das revolutionäre Frankreich (ab 1792) brachten enorme Kosten mit sich, die der Staat durch die vermehrte Ausgabe von Papiergeld zu decken versuchte. Dies geschah vorerst geheim durch eine weitere Emission von Stadt-Banco-Zetteln im Jahre 1796. Weitere Papiergeldemissionen in den Jahren 1800 und 1

806 ließen das im Umlauf befindliche Papiergeldvolumen stark anschwellen. Waren 1796 noch Banknoten im Wert von 44 Millionen Gulden im Umlauf, so waren es 1797 bereits 74 Millionen Gulden und 1810 schließlich über 1 Milliarde Gulden.

Bereits 1797 hatte die Finanzkasse die Einlösung von Banknoten in Münzen eingestellt. Die Staatsführung verordnete 1800 eine Annahmepflicht für Papiergeld im Privatverkehr und beschleunigte damit den Wertverfall des Papiergeldes. Waren 100 Gulden Banco-Zettel im Jahre 1798 noch 92 Gulden in Silbermünze wert, so veränderte sich dieses Verhältnis bis 1810 auf 100 Gulden Banco-Zettel zu 15 Gulden Silbermünze. Das heißt der Wert des Papiergeldes betrug nur mehr 15 Prozent des Nominalwertes. Der Zwang Papiergeld anzunehmen, führte immer wieder zu heftigen Kontroversen und unter den im Kampf stehenden österreichischen Truppen teilweise sogar zu Revolten.

Am 20. Februar 1811 wurde schließlich zur Lösung der aussichtslosen Situation eine Abwertung der Banco-Zetteln im Verhältnis 5:1 verordnet, was de-facto einem Staatsbankrott gleichkam. Die Banco-Zetteln wurden vom Staat für 1/5 ihres Nennwertes in neu ausgegebene Einlösungsscheine getauscht.

Der Staat hatte sich verpflichtet die, nach dem Umtausch der Banco-Zettel vorhandenen Einlösungsscheine im Wert von ca. 212 Millionen Gulden, nicht zu vermehren. Allerdings erforderte der erneute Krieg gegen Frankreich zusätzliche Finanzmittel. Daher wurden ab 1813 sogenannte Anticipationsscheine ausgegeben. Diese wurden als Vorgriff auf zukünftige Einnahmen aus der Grundsteuer deklariert, womit man die Beschränkung umging. Die Folge war wieder eine inflationistische Entwicklung. Die im Umlauf befindliche Geldsumme wuchs von 212 Millionen Gulden an Einlösungsscheinen 1811 auf 679 Millionen Gulden an Einlösungsscheinen und Anticipationsscheinen ( beide werden auch als „Wiener Währung“ bezeichnet) 1816. In Folge verlor auch die Wiener Währung zusehends an Wert.

Mit der Gründung der Privilegirten Österreichischen Nationalbank gelang es ab 1816 die Währung zu stabilisieren. Der Geldverlust der Bevölkerung betrug über all die Jahr der Papiergeldvermehrung und nachfolgenden Sanierung insgesamt über 90 Prozent!
Die Nationalbank wurde, um das Vertrauen der Bevölkerung in das Papiergeld zurückzugewinnen, mit einem Emissionsmonopol und einer gewissen Autonomie gegenüber dem Staat ausgestattet. Eine der Hauptaufgaben der Nationalbank war die Umwechslung der Wiener Währung in die erstmals 1817 emittierte Konventionswährung. Der Umtausch erfolgt im Verhältnis 250 Gulden Wiener Währung für 100 Gulden Konventionswährung. Bis zum Jahr 1847 wurden auf diese Weise die im Umlauf befindlichen Einlösungs- und Antizipationsscheine fast zur Gänze aus dem Verkehr gezogen.

 

Exkurs: Napoleon Fälschungen von 1800

Nach der Niederlage der österreichischen Truppen bei Ulm konnte Napoleon im Dritten Koalitionskrieg 1805 in Wien einziehen. Während dieser Besetzung verschaffte sich der Gouverneur General Clarke auf Befehl von Napoleon Zutritt zur Druckerei der Wiener-Stadt-Banco und ließ durch eigens herbeigeholte Spezialisten Kopien der Druckplatten anfertigen. Von diesen Druckplatten wurden schließlich 1909 in einem Pariser Vorort in strenger Geheimhaltung Fälschungen der Wiener-Stadt-Banco-Zetteln von 1800 hergestellt – großteils in Abschnitten zu 500 und 1000 Gulden. Die Fälschungen waren im Druck von den in Österreich produzierten Scheinen nicht zu unterscheiden, man konnte und kann sie auch heute noch allenfalls an geringen Unterschieden in der Papierfarbe erkennen (die Napoleon-Fälschungen sind auf ganz leicht blassgrünem Papier gedruckt).
1809 wurde schließlich der sogenannte Frieden von Schönbrunn geschlossen und Friedensverhandlungen begonnen. Österreich schickte dazu einen Unterhändler, der mildere Bedingungen aushandeln sollte. Napoleon erwiderte dessen Forderungen folgendes:

„Ihr werdet noch vierzehn Tage verlieren und dann doch auf meine Bedingungen eingehen. Ihr könnt die Gefahr, die Euch droht, gar nicht übersehen. Ich habe 200 Millionen Bankozettel in Frankreich machen lassen, die ich in Umlauf bringen werde und sobald der Krieg wieder beginnt, werde ich hier die Fabrikation wieder einrichten.“

Die Falschgeld Affäre fand schließlich 1810 ihr Ende als Napoleon die österreichische Kaisertochter Marie-Luise ehelichte. Aufgrund des nun verwandtschaftlichen Verhältnisses zum österreichischen Hof ließ Napoleon die Falschgeldpläne fallen und ließ verlautbaren die Falschgeld-Druckplatten zu vernichten.

Verwendete Quellen:

  • Felix Butschek, in: Geld – 800 Jahre Münzstätte Wien, „Geldgeschichte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart“, Passavia Druckerei GmbH Passau
  • Helmut Jungwirth, in: Geld – 800 Jahre Münzstätte Wien, „Das neuzeitliche Geldwesen in Österreich“, Passavia Druckerei GmbH Passau
  • Albert Pick, Standard Catalog of World Paper Money, General Issues, Fifth edition, Volume Two, Krause Publications.
  • Geldmuseum der österreichischen Nationalbank
  • Bankhistorisches Archiv der ÖNB
  • AEIOU – Österreich Lexikon
  • Tilman Huber, Majestätsverbrechen der Potentaten – Teil I