Am Ende des Jahres 1918 zerfiel die österreichisch-ungarische Monarchie, bis zum Jahr 1922 schrumpfte Österreich auf seine heutige Größe. Das ebenfalls stark dezimierte Ungarn sowie die Tschechoslowakei (Böhmen, Mähren und Teile von Ungarn und Schlesien) riefen eigene Staaten aus, die südslawischen Gebiete vereinigten sich mit Serbien und Montenegro zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS), einem Vorläufer von Jugoslawien. Gebiete wurden zudem an Italien, Rumänien und Polen abgetreten.
Der plötzliche Zerfall kam unvorbereitet und so mussten Wirtschaft, Währung und Verwaltung erst neu organisiert werden. Eine der Folgen war die Ausgabe sowohl von Großnotgeld (Nominale von 1 Krone und höher) als auch auf Heller lautenden Notgeldes zu Wechselzwecken. Bis auf einige wenige Großgeldscheinen, die im vorliegenden Katalog mit katalogisiert wurden, wurden diese Notgeldscheine nicht in Österreich sondern in den ab 1918 verlorenen Gebieten ausgegeben. Trotzdem werden jene Umsturzausgaben, die in den zur ehemaligen österreichischen Reichshälfte gehörendenen Gebieten stattfanden (Böhmen, Mähren, österr. Schlesien, Bukowina, Bosnien Herzegowina, Dalmatien, Krain, Südsteiermark, Südtirol, Triest, Küstenland) sowie die Ausgaben aus Deutschwestungarn prinzipiell dem österreichischen Notgeld zugerechnet. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Ausgabeorte tragen fast ausschließlich deutschsprachige Namen und die Noten sind fast immer deutschsprachig bedruckt. In Folge werden solche Noten (ohne entsprechendes Hintergrundwissen) klarerweise automatisch als österreichisches oder deutsches Notgeld identifiziert und in Folge auch zumeist am deutschsprachigen Sammlermarkt angeboten und von deutsprachigen Sammlern gesammelt.
Insgesamt wurden ca. 530 verschiedene Notgeldscheine in 95 verschiedenen Orten ausgegeben. 90% der Ausgaben entfallen auf deutschsprachige Gebiete in der Tschechoslowakei.
Markt
Umsturznotgeld wird immer wieder am Markt angeboten. Die Preise beginnen bei 5 Euro für einige öfter vorkommende Ausgaben. Richter (1993) bewertet die seltensten Ausgaben mit bis zu 75 Euro (150 D-Mark). Die Großnotgeldscheine erscheinen im Vergleich zum Preisniveau des österreichischen Großnotgeldes noch günstig bewertet. Ebenso notieren die zahlreichen auf Heller lautenden teils sehr seltenen Privatausgaben, im Vergleich zu den im vorliegenden Katalog bewerteten Privatausgaben relativ niedrig.